Elektrisch trifft urban Lade-Experimente des Digital Hub Mobility für E-Autos

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Foto: Thomas Dashuber

Elektromobilität ist ein wichtiger Baustein für die Mobilität der Zukunft - in der Stadt und auf dem Land. Gerade im urbanen Umfeld sind elektrische Fortbewegungsmittel ein wichtiger Teil im Mobilitäts-Mix: Sie bringen uns umweltfreundlicher, leiser und lokal emissionsfrei ans Ziel.

Doch Herausforderungen auf dem Weg gibt es viele – eine davon das Laden von Elektroautos in der Stadt. Es ist ein Haupthindernis für die flächendeckende Verbreitung der urbanen E-Mobilität. Mit Blick auf die Anforderungen von Morgen gestalten wir einen Ort der Lösungen im Hier und Jetzt: das Munich Urban Colab, inklusive seiner Umgebung. Werden Sie ein Teil davon!

Laden ist unbequem – die Hürden

Das Thema Laden ist leider ein echter “Roadblocker” auf dem Weg zur nutzungsfreundlichen urbanen E-Mobilität sowie zur flächendeckenden Verbreitung. Das sind u.a. die Gründe:

  1. Es gibt zu wenige Ladeplätze.
    Die Zahl der E-Autos in Städten steigt, die Zahl der Ladestationen kommt nicht hinterher. Sind immer mehr öffentliche Ladepunkte die Lösung? Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur und immer mehr E-Fahrzeugen auf den Straßen gibt es ein Henne-Ei-Problem.
  2. Es gibt zu wenig öffentlichen Raum für Ladeplätze.
    Das bedeutet leider, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur erschwert ist. Flächeneffizienz ist in Großstädten wie München ein Kernziel im Verkehrsbereich.
  3. Ladestationen zu betreiben ist oft nicht wirtschaftlich.
    Zur Zeit lohnen sich AC-Ladesäulen (also welche mit Wechselstrom) oft nicht für die, die sie anbieten. Es braucht zukunftsfähige Geschäftsmodelle.
  4. Ladeplätze sind nicht klar verfügbar.
    Viele Nutzende haben keine eigene Wallbox, v.a. in der Innenstadt. Bei öffentlichen Stationen ist oft nicht klar, ob sie belegt und wann sie wieder frei sind. Könnte eine mögliche Reservierung die Nutzungsfreundlichkeit erhöhen und für weniger Parkplatz-/ Ladesäulensuchverkehr sorgen?
  5. Laden kann dauern.
    Sowohl bei Wechselstrom-Ladesäulen (ca. vier Stunden Ladezeit für 250 km Reichweite) als auch beim schnellen Gleichstrom-Lader (ca. 30 Minuten für die selbe Reichweite) ist Zeit zu überbrücken, wenn das Büro oder Zuhause nicht in der Nähe liegt. Wie kann man die Ladezeit sinnvoll nutzen und das Erlebnis Laden angenehm gestalten?

Das Fazit vieler: E-Laden ist weniger attraktiv als Tanken. Nur die Pionierinnen und Pioniere wagen den Umstieg auf rein elektrische Fahrzeuge. “Early Adopters” nehmen Probleme öffentlicher Ladeinfrastruktur eher in Kauf und haben in vielen Fällen Lademöglichkeiten zu Hause oder in der Arbeit.

Zukünftige Nutzungsgruppen in der Stadt werden mehr auf öffentliche Ladeplätze angewiesen sein und benötigen mehr Möglichkeiten, um die Batterien wieder fit für die nächste Fahrt zu machen. Das Ziel: Laden ist einfach und die Stationen nah. Der Digital Hub Mobility arbeitet mit Unternehmen, Städten, Kommunen, Start-ups und Bürgerinnen und Bürgern im Munich Urban Colab daran, genau das zu erreichen.

Das Netzwerk für’s Lade-Netz

Colab steht für Collaboration. Und in genau dieser Zusammenarbeit beschleunigt der Digital Hub Mobility mit seinen Kooperationen nachhaltige Mobilität für lebenswerte Umgebungen. Mit Blick auf die Elektromobilität heißt das: kollaborative Lösungen für die urbane Ladeinfrastruktur von morgen. Dazu hat der Hub ein aktives Netzwerk zusammengestellt und Pilotprojekte initiiert, die im und rund um das Munich Urban Colab zur Umsetzung kommen.

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In der Initiative “E-Pioniere” arbeiten folgende Beteiligte zusammen:

  • UnternehmerTUM - Zentrum für Gründung und Innovation in München
  • Digital Hub Mobility - Plattform von UnternehmerTUM für Mobilitätslösungen der Zukunft
  • AISIN - Zulieferer im Automobil- und Energiemarkt
  • BMW Group - Automobil- und Motorradherstellung und Mobilitäts-Dienstleistungen
  • SAP - Unternehmenssoftware
  • Stadtwerke München (SWM)
  • Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München
  • Munich Urban Colab - Zentrum für Innovation und Gründung von UnternehmerTUM und der Landeshauptstadt München
  • &Charge - Start-up mit Bonussystem für E-Mobilität
  • ChargeX - Start-up für elektrische Ladesysteme
  • Designit - erfahrungsbasierte Innovationsdienstleistungen
  • Technische Universität München


Das Munich Urban Colab bietet diese Vorteile für das Projekt:

  • Zusammenarbeit von verschiedenen Aktionsgruppen von z.B. Start-ups, etablierten Unternehmen und der Landeshauptstadt
  • zentrale Lage
  • technische Voraussetzungen und Platz für Experimente mit intelligenter Ladeinfrastruktur in der Tiefgarage, dem Future Mobility Space als Arbeits-, Experimentier- und Inspirationsraum im Erdgeschoss und der temporären Schnellladesäule am Leonrodplatz

Gemeinsam zu Elektro: drei Initiativen

Der Digital Hub Mobility hat mit seinen Kooperationen verschiedene Initiativen gestartet, um mit Expertinnen und Experten sowie Bürgerinnen und Bürgern die Ladeinfrastruktur auf die nächste Stufe zu heben. Am Anfang stand die Frage “Wie sieht die urbane Ladeinfrastruktur von morgen aus?” Die Vision des Teams: Ein ganzheitliches Lade-Erlebnis, das Spaß macht und Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind, den Umstieg von Verbrenner auf E-Auto erleichtert.

In interdisziplinären Teams entwickeln die Beteiligten innerhalb von sechs Monaten Lösungen, führen urbane Experimente oder Pilotprojekte durch und generieren Erkenntnisse direkt im Lebensraum der Bevölkerung.

1. E-Pioniere Community

Im Co-Innovation-Format citizen mobility bindet das Team Bürgerinnen und Bürger sowie (zukünftige) Nutzende eng in die Entwicklung mit ein. Wie der “Masterplan Ladeinfrastruktur” der deutschen Bundesregierung darlegt, sind deren Anforderungen und Bedürfnisse entscheidend für die Akzeptanz und den langfristigen Erfolg der E-Mobilität. Gemeinsam mit der Community deckt das citizen mobility-Team Potenziale auf, z.B. durch Ideenwettbewerbe, Online-Befragungen und Feedback zu durchgeführten Experimenten.

2. Miteinander Laden

Ein Experiment, das aus Colab Community macht: Mit Anwohnenden und Mitarbeitenden des Munich Urban Colab haben sich die Beteiligten der Frage gestellt ‘Wie können wir vorhandene Ladeinfrastruktur mehr Menschen in der Stadt zugänglich machen?’

Insbesondere abends, über Nacht und an Wochenenden bleibt die Ladeinfrastruktur eines Bürogebäudes weitgehend unbenutzt. In dieser Zeit können Privatpersonen sie gut gebrauchen - v.a. die, die nicht im Eigenheim wohnen und auf keine Wallbox zugreifen können. Im Munich Urban Colab haben wir deshalb unsere Ladesäulen für die Nachbarschaft geöffnet und konnten das Potenzial der komplementären Nutzungsgruppen und ihre Bedürfnisse erkunden.

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Intelligente Ladepunkte in der Tiefgarage des Colab
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Plug & Play in Aktion
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Erweiterbare Ladestationen von ChargeX

Das Experiment:

  • Das Start-up ChargeX setzt seine skalierbare Ladelösung ein: Von sechs intelligenten Ladepunkten in der Tiefgarage kann jeder wie eine Mehrfachsteckdose gezielt erweitert werden (“Plug and Play”). &Charge, ein weiteres Start-up, kümmert sich um die digitale Integration in ihrer Mobilitäts-App während SAP das Backend bereitstellt.
  • Im Experiment-Zeitraum von 18. August bis 26. November 2021 testeten unterschiedliche Gruppen die Ladepunkte. Sie waren rund um die Uhr kostenfrei verfügbar.
  • Der Fokus lag auf Praxis-Erkenntnissen dazu, wie Personen miteinander interagieren und Ladesäulen reservieren. Das Projektteam hat mit &Charge einen Ansatz für’s “Wallbox-Sharing” getestet, um zu demonstrieren wie das "elektrische Tanken" mit hohem Komfort und Planungssicherheit möglich ist. Außerdem sollte der Ladebedarf im Quartier gedeckt werden.


Die ersten Ergebnisse:

  • Von 31 Teilnehmenden stammte ein Drittel aus der Nachbarschaft, zwei Drittel waren Mietparteien des Colab. Tatsächlich nutzten Letztere die Ladesäulen kaum außerhalb der Arbeitszeit. Die Nutzungszeiten deuten auf stark komplementäre Personengruppen hin, die sich also gut ergänzen können.
  • Einfaches Reservieren und Laden der Punkte ist den Teilnehmenden besonders wichtig.
    Fair Play zählt: Es gibt einige Hürden, die eine gerechte Beanspruchung schwerer machen. Das Hub-Team hat etwa eine Konversationsfunktion für die bedarfsgerechte Freigabe zwischen Nutzenden getestet.
  • Für Firmen müssen die Barrieren sehr gering sein, damit sie Ladepunkte auch für Außenstehende zugänglich machen. Die Bedürfnisse: Priorisierte Gruppen können jederzeit laden, die Abrechnung ist einfach und rechtlich ist man abgesichert.


Insgesamt zeigt das Experiment ein großes Potential für Städte auf, die Ladeinfrastruktur - auch auf bisher ineffizient genutzten (privaten) Park- und Ladeflächen - auszubauen und Flächen besser zu nutzen. Konzepte wie “Miteinander Laden” können einen relevanten Beitrag für die Ladeinfrastruktur von morgen leisten.

3. Urbanes Schnellladen

Wie sieht das Erlebnis an einem städtischen Schnelllade-Standort am besten aus? Wie nutzen Fahrerinnen und Fahrer das Schnellladen heute und zukünftig? Und wie verbessern wir die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der öffentlichen Ladeinfrastruktur? Antworten auf diese und weitere Fragen sucht der Digital Hub Mobility im Rahmen des temporären Pilotprojekts "Urbanes Schnellladen" am Leonrodplatz in München.

Von Ende November 2021 bis Mitte Januar 2022 steht eine Schnellladesäule (mit einer Leistung von 100 kW DC, also Gleichstrom) der Münchner Bevölkerung als zusätzliche Lademöglichkeit zur Verfügung - zahlreiches und konstruktives Feedback ist willkommen! In nur 30 Minuten lassen sich damit ungefähr 250 km Reichweite erzielen, etwa der deutsche Wochendurchschnitt an Fahrleistung. Zeit für einen Kaffee in einer der Lokalitäten direkt am Platz oder einen Spaziergang zum Munich Urban Colab… Das Start-up &Charge macht es möglich, solche lokalen Angebote einfach zu finden und von einem Bonussystem zu profitieren.

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Schnellladepunkt am Leonrodplatz

Ultra-Schnellladen an urbanen Lade-Hubs kann ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Ladeinfrastruktur werden und damit E-Mobilität attraktiver für Bürgerinnen und Bürger machen. Genau das testet der Digital Hub Mobility in realer Umgebung zu marktüblichen Ladekosten.

Ausblick

Diese Initiativen und Experimente helfen, in Sachen E-Mobilität den Ball ins Rollen zu bringen. Der Digital Hub Mobility verfolgt dabei v.a. drei Ziele:

  1. den Umstieg auf die E-Mobilität erleichtern
  2. die E-Mobilität in Städten schneller auf unsere Straßen bringen und zum Marktdurchbruch verhelfen - auch durch Impulse an Entscheidungstragende
  3. die E-Mobilität verbessern - durch Erkenntnisse für informierte Entscheidungen und ganzheitliche Lösungen, die Bürgerinnen und Bürgern gerecht werden

Mit den Ergebnissen aus den vorgestellten Initiativen stellt das Team Chancen und Fallstudien zum urbanen Laden vor. 2022 beschleunigen sie weiter und möchten mit bestehenden und neuen Kooperationen noch intensiver an zukunftsorientierten Lösungen arbeiten. Seid ihr dabei?