"Wir wissen, dass noch ein langer Weg vor uns liegt" Interview mit Angsa Robotics

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Copyright: Angsa Robotics

Mit seinem intelligenten Müllsammelroboter erregt das Münchner Start-up Angsa Robotics derzeit große Aufmerksamkeit – nicht nur bei potenzieller Kundschaft und in den Medien, sondern auch bei der Königin Margrethe II von Dänemark, die Anfang November ins Munich Urban Colab kam und einen persönlichen Eindruck davon erhalten hat. Wir haben mit dem Team über seine Idee, den Weg zur eigenen Gründung und weitere Pläne gesprochen.

Wer seid ihr und wie habt ihr euch als Team gefunden?

Wir sind Karl Schulz, Absolvent in Robotics und Cognition Intelligence, Lukas Wiesmeier, Absolvent in Management & Technology, und Bilal Tariq, Absolvent Maschinenwesen. Unser Team hat sich zum ersten Mal beim Innovationsformat THINK.MAKE.START von UnternehmerTUM, TU München und TUM ForTe und kennengelernt und dort zusammen die Idee eines autonomen Müllsammelroboters entwickelt.

Eure Geschäftsidee war ein regelrechter Durchbruch – könnt ihr mehr dazu erzählen?

Uns hat es einfach gestört, dass in Parks wie dem Englischen Garten so viel Vermüllung zu finden ist. Im Rahmen des Seminars haben wir uns die Frage gestellt, warum das so ist. Nach einigen Gesprächen mit Verantwortlichen hat sich herausgestellt, dass es für diese Oberflächen keine Möglichkeit gibt, den Müll maschinell zu entfernen – anders als auf Asphalt, auf dem Kehrmaschinen schon seit Jahren erfolgreich eingesetzt werden. So kam der erste mit Computer Vision ausgestatte Prototyp zustande. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Seminars entschlossen wir uns dazu, die Idee weiterzuverfolgen. Später ist Philippo in das Gründerteam gekommen, nachdem er seine Masterarbeit in Maschinenbau bei Angsa Robotics absolviert hatte und maßgeblich zur Entwicklung des dritten Prototyps beigetragen hatte.

Welche Herausforderungen gab es bei der Planung und Umsetzung eurer Technologie?

Wie bei jedem Start-up werden auch wir immer wieder mit großen Herausforderungen konfrontiert. Die Kombination aus unterschiedlichen Technologien wie künstlicher Intelligenz und autonomer Navigation erfordert ein breit aufgestelltes Team mit viel fachspezifischem Know-how. Durch Corona mussten wir auch unseren Einstiegsmarkt kalibrieren, denn unser geplanter Markteintritt in der Festival- und Eventbranche konnte so nicht wie geplant stattfinden. Eine weitere Herausforderung besteht daher in der Kontaktaufnahme mit Städten, Stadtreinigung und öffentlichen Institutionen, bei denen Verkaufszyklen tendenziell lange sind.

Wo und wie habt ihr euren Prototypen gebaut?

Der erste Prototyp entstand bei THINK.MAKE.START 2019 im MakerSpace. Die folgenden Prototypen wurden dann ebenfalls alle im MakerSpace von uns selbst gefertigt. Der aktuelle Prototyp „Dodo“ besteht zum Großteil aus Teilen, die auch in der ersten Kleinserie so verbaut werden können, ist jedoch schon deutlich robuster und widerstandsfähiger als sein Vorgänger „Clive“.

Was hat sich für euch persönlich verändert, seitdem ihr ein erfolgreiches Start-up seid?

„Erfolgreich“ hört sich an, als ob die Reise schon zu Ende wäre – auch wenn wir stolz sind auf das, was wir bisher erreicht haben, wissen wir, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Persönlich hat sich insgesamt nicht so viel verändert. Natürlich wachsen wir ständig an unseren Aufgaben und Herausforderungen, die wir regemäßig bewerkstelligen müssen. Ich würde sagen gerade seit diesem Sommer, in dem es extrem stressige Phasen gab, sind wir als Team einfach noch enger zusammengewachsen. Es ist dann natürlich schön zu sehen, dass Angsa Robotics das auch nach außen hin ausstrahlt und wir positive Rückmeldungen über uns und das Produkt bekommen.

Wo steht ihr gerade mit eurer Innovation?

Aktuell stehen wir an einem sehr interessanten und wegweisenden Punkt. Der nächste Meilenstein ist die 1. Finanzierungsrunde, an der wir gerade arbeiten. Davor galt es zunächst den 4. Prototyp „Dodo“ fertigzustellen und diesen mit den wichtigsten Funktionen auszustatten sowie damit umfangreiches Feedback von unserer Kundschaft im Rahmen einer Deutschland-weiten Roadshow einzuholen.

Was kommt als nächstes?

Neben der Finanzierung wollen wir in Zusammenarbeit mit einigen Partnern den Roboter mittelfristig zur Produktreife bringen. Kurzfristig bedeutet das, dass wir im kommenden Jahr weiter an der Navigation, Müllerkennung sowie der Sicherheit des Gesamtsystems arbeiten. Vorerst planen wir den Roboter in der DACH Region anzubieten, auch wenn das Problem natürlich auch außerhalb des deutschsprachigen Raums relevant ist. Dabei ist vorerst die finale Entwicklung des Roboters die größte Herausforderung für uns.

Welche Berührungspunkte hattet ihr mit UnternehmerTUM / Munich Urban Colab?

Die TUM, UnternehmerTUM und das MakerSpace haben uns in vielen Belangen unterstützt. Von den Anfängen mit insbesondere ideeller Hilfe in Formaten wie T und XPRENEURS bis hin zu der Möglichkeit unsere Prototypen im MakerSpace zu bauen hat uns UnternehmerTUM immer wieder gefördert. Als Teil des Munich Urban Colabs bekommen wir vor allem regelmäßig die Möglichkeit unser Netzwerk zu erweitern und auch hier den MakerSpace zu nutzen.

Vielen Dank für das Interview!